Friedrich Ii.
129
Da die Ppste alle ihre Ansprche in weltlichen Dingen aufgegeben htten, wenn sie Friedrichs Anschauung beigetreten wren, Friedrich aber das Knigtum, wie er es auffate, preisgegeben htte, wenn er sich dem Spruche des Konzils fgte, fo war ein prinzipieller, die Grundlagen ihrer Macht berhrender Gegensatz zwischen Kaiser und Papst ausgesprochen, der nicht auszushnen war, und der Streit konnte nur mit dem Unter-gang der einen oder der andern Gewalt enden.
Der Kampf wurde denn auch mit unerhrter Heftigkeit gefhrt und in alle Kreise der Bevlkerung getragen.
Nachdem Friedrich auf dem Konzil abgesetzt worden war, begann der Abfall in Deutschland; der Landgraf Heinrich Raspe von Thringen und Hessen wurde als Gegeukuig aufgestellt; doch be-hauptete sich Konrad, da der Landgraf schon 1247 starb und der neue Gegenknig, Graf Wilhelm von Holland, keinen Einflu gewann.
In Italien hatte sich der Kampf um die Stadt Parma zusammen-gezogen; aber die Belagerung, die einem glcklichen Ausgang schon nahe war, mute der Kaiser aufheben, nachdem die Belagerten in khnem Aus-falle seine Lagerstadt verbrannt hatten. Noch schmerzlicher war es fr ihn, da sein vertrautester Ratgeber, Petrus de Viuea, in den Verdacht geriet, nach seinem Leben getrachtet zu haben; er wurde gefangengesetzt und starb im Kerker. Zuletzt fiel sein Lieblingssohn Enzio, der trotz seiner Jugend schon zu den tchtigsten Heerfhrern feiner Zeit gerechnet wurde, in die Hnde der Brger von Bologna, die ihn bis zu seinem Tode in Hast behielten. Aber diese Unglcksflle brachen weder die Macht noch den Mut des Kaisers. Der Kampf war von einer Ent-fcheiduug noch weit entfernt. Friedrich begab sich nach Unteritalien, um neue Rstungen vorzubereiten. Hier ist er 1250 nach kurzer Krankheit gestorben. Er lie in Deutschland und Italien den Brgerkrieg zurck.
67. Der Charakter des Kaisers ist sehr verschieden beurteilt, es ist das hchste Lob und die schrfste Verurteilung der ihn ausgesprochen worden. Die Bettelmnche, die den Spruch des Konzils zu Lyon in allen christlichen Lndern verkndeten, haben ihn nicht nur zum Ketzer gestempelt, sondern sogar den Antichrist in ihm gesehen. In Deutschland aber konnte das Volk den groen Kaiser, der das wohlttige Landfriedensgesetz ge-geben hatte, nicht vergessen.
Friedrich schmckte zwar das blonde Lockenhaar, das ihn als Abkmm-ling der Deutschen kennzeichnete, aber in seinem Wesen war er mehr Italiener als Deutscher. Durch die italische Kultur, die damals erwachte, hat er seine Bildung empfangen. Hatte die Berhrung mit dem Orient in der Zeit der Kreuzzge die Anschauungen des Abendlandes berall erweitert, so war dies nirgends mehr zu bemerken als in Sizilien. Am Hofe zu Palermo, an dem er einen morgenlndischen Glanz entfaltete, trafen Christen, Juden und Mohammedaner zusammen, und Friedrich verkehrte mit den gelehrten Vertretern der drei Religionen. Er beherrschte sechs Sprachen: das Deutsche,
Pfeifer. Geschichte. V. (S.-W.-D.) 9
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109
Ii. Die Zeit der Pippiniden (Karolinger) 751843.
' 79.
Pippin der Kleine und Karl der Groe (seine Bedeutung in der Geschichte).
1. Pippin der Kleine 751768 brachte dem Papste Hilse gegen die Langobarden (in Italien). Er entri ihnen Ravenna und die Umgegend von Rom und schenkte diese Eroberung dem heiligen Petrus" d. h. dem Papste. Das war der Ansang des Kirchenstaates.
2. Karl der Groe 768 814. Karls Bedeutung in der Geschichte. König Pippin der Kleine hinterlie das frnkische Reich seinen beiden Shnen Karl und Karlmann 768. Der 768 letztere starb schon nach drei Jahren, und der ltere Bruder Karl wurde nun Alleinherrscher. Mit Recht ist er in der Geschichte der Groe" genannt. Nicht allein als Kriegsheld hat er sich hervorgethan und durch Eroberungen ein ausgedehntes Reich, das mchtigste in Europa, geschaffen; er hat auch die verschiedenen Völker, welche er seiner Herrschast unterwarf, durch treffliche Ein-richtungen zu einem wohlgeordneten Ganzen verbunden und mit Kraft und Weisheit gelenkt; er ist endlich fr die Frderung der Bildung und Gesittung seiner Unterthanen mit unablssigem Eifer bemht gewesen. Weithin in ferne Lnder ist sein Ruf gedrungen,
der Europas Grenzen hinaus der Glanz seines Namens erstrahlt. Und Jahrhunderte hindurch haben sich die Völker erzhlt von dem groen Karl und seinen Ruhm in Sagen und Liedern gefeiert.
80.
Karls Kriege.
1. Der Sachsenkrieg (772803). Die Sachsen wohnten von den Grenzen des Frankenreichs am Niederrhein gegen Osten bis zur Elbe und Nordsee. Sie waren ein tapferes, freiheitliebendes Volk, das einem fremden Herrn nicht dienen mochte. Wie an den Sitten der Vter, hielten sie sest an ihrem heidnischen Gtterdienst. Von alters her lagen sie mit den Franken im Streit: fortwhrend machten sie verheerende Einflle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lstigen Nachbarn zu sichern, beschlo Karl, sie seiner Herrschaft und der christlichen Kirche zu unterwerfen. Er drang
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74 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
§ 44. Das Wichtigste aus der englischen Geschichte.
Ganz anders als die Entwicklung eines der kontinentalen 449 Staaten war diejenige des Jnselreiches England. Im Jahre 449 hatten sich dort die Angelsachsen, aus der jütischen Halbinsel, 827 niedergelassen und die sieben anfangs getrennten Reiche waren 827 durch Egbert von Wessex vereinigt worden. Von diesen angelsächsischen Königen, deren Reihe nur auf wenige Jahrzehnte durch 1030 die Dänenherrschaft (ca. 1030) unterbrochen wurde, sind die 871 wichtigsten: Alfred der Große (871—901), der für das Wohl
^ des Landes in jeder Beziehung das Bedeutendste leistete, und
0 Eduard der Bekenner (ca. 1050), unter welchem Schottland ein 1065 englisches Lehen ward. Im Jahre 1066 fiel Herzog Wilhelm der Eroberer von der Normandie in England ein, und nachdem er den Nachfolger Eduards bei Hastings geschlagen hatte, machte er sich zum Köuige von England. Da er aber feine normännischen Ritter gegenüber den Angelsachsen sehr bevorzugte, so fügten sich
die letzteren schwer in diesen Zustand: der lange währende und oft zu hellen Flammen ausbrechende Haß der beiden Stämme (vgl. die Romane von Walter Scott) fand erst gegen die Mitte des
13. Jahrhunderts sein Ende in der Verschmelzung derselben zu
einer einheitlichen englischen Nation. Die Bedeutung der Angelsachsen und Normannen für die ganze Volksentwicklung spiegelt sich wieder in der Sprache (Grundbestandteile germanisch).
Die wichtigste Erscheinung der englischen Geschichte des Mittelalters ist die Entwicklung der englischen Volksfreiheit. Nachdem der erste König des Hauses Anjou - Plantagenet 1154 (1154—1399) Heinrich Ii. einen thatkräftig begonnenen Kampf bis gegen die Kirche (Thomas Becket, Erzbischof von Eanterbnry) da-1399 mjt geendet hatte, daß er sich, von plötzlicher Reue erfaßt, der Kirche unterwarf; nachdem ferner die lange Abwesenheit von Richard Löwenherz das Königtum in jeder Beziehung geschwächt: geriet des letzteren Bruder Johanu ohne Land (1199—1216) ganz und gar in Abhängigkeit vom Papste (Innozenz Iii.), von dem er sogar sein Land zu Lehen nahm. Da dieser König auch gegen Frankreich sehr unglücklich war, trotzdem aber im Innern mit despotischen Mitteln regieren wollte, so empörte sich das unzufriedene Volk gegen ihn und zwang ihn zur Gewährung des großen Staats-1215 grnndgefetzes, der Magna Charta libertatum, 1215. In dem-
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§11. Karl der Große. 21
Geismar!). Er schloß nun die deutsche Kirche eng an Rom an, wo er mehrere Male gewesen war, um sich vom Papste Missionsaufträge erteilen zu lassen. Daher erhob ihn der Papst zum Erzbischof über Deutschland und wies ihm Mainz als Wohnsitz zu. Bonifaz ruhte nicht, selbst als er in Mitteldeutschland seine Ausgabe erfüllt hatte. Er ging nochmals zu den Friesen, einem freiheitsliebenden und zäh an seinem ererbten Glauben Hangenden Küstenvolke zwischen Zuidersee und Ems. Aber von ihnen wurde er mit mehreren seiner Gefährten erschlagen, 754. Seine Leiche wurde 754 in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda, das später lange Jahrzehnte hindurch den Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland bildete, beigesetzt.
Die Bedeutung des Bonifaz, in dessen Denken und Ziele uns seine noch erhaltenen, mehrfach gedruckten Briefe eine deutliche Einsicht gewähren, liegt für unsere Geschichte hauptsächlich darin, daß er den kirchlichen Anschluß der deutschen Christen an Rom durchsetzte und somit die Gründung einer deutschen Nationalkirche, die später viele bedeutende Männer angestrebt haben, dauernd unmöglich machte.
§ 11. Karl der Große (768 — 814).
Pippin hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann, von denen indes der erstere schon von vornherein der Haupterbe war. Karlmann starb drei Jahre darauf, und Karl übernahm, ohne sich um die beiden Söhne desselben zu kümmern, die Regierung des ganzen Reiches. Die Geschichte hat diesem Manne einstimmig den Namen des Großen beigelegt, weil seine Thaten nicht nur allgemein menschliche Bewunderung verdienen, sondern weil die von ihm ausgegangenen Schöpfungen und Anregungen die Entwicklung des deutschen und französischen Volkes, ja Europas, auf Jahrhunderte hinaus beeinflußt haben.
Karls des Großen Lebensplan war: alle deutschen Stämme zum Christentum zu bekehren, alle katholischen Christen des Abendlandes unter seinem Szepter zu vereinigen und endlich die so vereinigten Völker durch weise Staatsordnungen zu einer höheren Stufe der Gesittung zu führen. Diesen umfassenden Plänen gab die Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das nun aber eine andere Bedeutung erhielt, Ausdruck.
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Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche.
25
2. Indem man sich auf die Überlieferung, daß Petras Bischof in Rom gewesen sei, und auf die Worte Christi Matth. 16, 18—19 berief, erhielt das Papsttum göttlichen Ursprung.1
3. Wir finden auf dem römischen Bischofstuhl bedeutende Männer, wie Leo I. (um 450), Gregor I. d. Gr. (um 600) und Nikolaus I. (nach 850).
4. Der durch Leo Iii. den Isaurier in der griechischen Kirche entfachte Bilderstreit (726), in dem die römischen Bischöfe den bilderstürmerischen Kaisern entgegentraten, trug zu der Loslösung der abendländischen von der immer mehr in Erstarrung versinkenden morgenländischen Kirche bei. (Die endgültige Trennung erfolgte 1054.)
5. Während die Patriarchen des Orients tatsächlich den Kaiser zum Herrn hatten, vermochten die Bischöfe von Rom seit dem Einbruch der Langobarden sich der kaiserlichen Oberhoheit zu entziehen und fanden gegen diese Bedränger Schutz und Hilfe bei den Franken. Ihre Herrschaft über die abendländische Kirche wurde befestigt durch ihre Verbindung mit den Pippiniden und durch die Tätigkeit des Bonifatius (§ 25. 26). Und als nach Karls d. Gr. Tode sein Weltreich in Trümmer ging, entsprach es dem Bedürfnis der Menschen, wenigstens die kirchliche Einheit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich geworden war. In diesem Sinne wirkten auch die um 850 entstandenen pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien, die angeblich der Bischof Isidoras von Sevilla (am Anfang des 7. Jh.) veranstaltet haben sollte.
6. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt trug auch das Mönchtum bei.
3. Das Klosterwesen im Abendlande. §
Während das Mönchwesen (Mönch von griech. mönachos Einsiedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschau-
1) Der Titel Yicarius Petri wurde später mit Yicarius Christi und endlich mit Yicarius Dei vertauscht.
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64 Dritte Periode. Von 1056 — 1273.
Diesen politisch zerfahrenen Verhältnissen gegenüber überragte im 10. und 11. Jh. die islamische Kultur die christliche beträchtlich.1 Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten besonders die exakten Wissenschaften. Der Perser Pirdösi schrieb das Schah-Name; Avicenna lehrte in Isfahan Aristotelische Philosophie. In der Baukunst schlossen sich die Völker des Islam vornehmlich der byzantinischen Bauweise an, entwickelten aber selbständig gewisse Bauglieder und Dekorätions-formen (Arabesken).2 • Buchara, Samarkand, Balch waren Hauptsitze einer reichentwickelten geistigen und materiellen Kultur, deren Hohe auch die gegen die Christen geübte Duldung bezeugt.
b) Veranlassung. Als die rohen seldschukischen Horden sich Palästinas bemächtigten, wurden die dortigen Christen, die zur Kirche des Heiligen Grabes wandernden frommen Pilger wie die Kaufleute und Gewerbetreibenden, hart bedrängt. Klagen hierüber waren mehrfach im Abendlande laut geworden. Wichtiger war, daß Kaiser Alexios I. Komnenos, selbst von den Seldschuken bedroht und asiatischer Besitzungen beraubt, sich an Papst Urban Ii. wandte und um den Beistand des Abendlandes bat. Dieser ging um so eher darauf ein, als damit die Möglichkeit gegeben schien die Pläne Gregors Vii. zu verwirklichen und die griechische Kirche dem Papsttum zu unterwerfen. Nachdem diese Angelegenheit schon auf der Synode zu Piacenza behandelt war, wurde im Nov. 1095 zu Clermont der Aufruf des Papstes mit allgemeiner Begeisterung („Deus lo volt!“) aufgenommen und ein Kreuzzug beschlossen.
2. Verlauf der Kreuz züge.
§&2, a) Der erste Kreuzzug 1096 — 99. Bevor die Rüstungen noch vollendet waren, brachen ungeregelte Scharen auf, von
1) Die Bedeutung der Araber für unsere Kultur geht u. a. auch aus der Meflge von arabischen Lehnwörtern hervor, wie Atlas, Musselin, Kattun, Damast, Matratze, Alkoven, Karaffe, Talisman, Amulett usw.; dazu kommen zahlreiche Ausdrücke der exakten Wissenschaften. Die sog. arabischen Ziffern' haben sie uns aus Indien gebracht.
2) Das berühmtest® arabische Bauwerk auf spanischem Boden ist die Alhambra in Granada (13. Jh.),
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Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche.
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2. Indem man sich auf die Überlieferung, daß Petrus Bischof in Jrom gewesen sei, und auf die Worte Christi Matth. 16,18—] 9 berief, erhielt das Papsttum göttlichen Ursprung.1
3. Wir finden auf dem römischen Bischofstuhl bedeutende Männer, wie Leo L (um 450), Gregor I. d. Gr. (um 600) und Mkolaus I. (nach 850).
4. Der durch Leo m. den Isaurier in der griechischen Kirche entfachte Bilderstreit (726), in dem die römischen Bischöfe den bilderstürmerischen Kaisern entgegentraten, trug zu der Loslösung der abendländischen von der immer mehr in Erstarrung versinkenden morgenländischen Kirche bei. (Die endgültige Trennung erfolgte 1054.)
5. Während die Patriarchen des Orients tatsächlich den Kaiser zum Herrn hatten, vermochten die Bischöfe von Rom seit dem Einbruch der Langobarden sich der kaiserlichen Oberhoheit zu entziehen und fanden gegen diese Bedränger Schutz und Hilfe bei den Franken. Ihre Herrschaft über die abendländische Kirche wurde befestigt durch ihre Verbindung mit den Pippiniden und durch die Tätigkeit des Bonifatius (§ 25. 26). Und als nach Karls d. Gr. Tode sein Weltreich in Trümmer ging, entsprach es dem Bedürfnis der Menschen, wenigstens die kirchliche Einheit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich geworden war. In diesem Sinne wirkten auch die um 850 entstandenen pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien, die angeblich der Bischof Isidorus von Sevilla (am Anfang des 7. Jh.) veranstaltet haben sollte.
6. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt trug auch das Mönchtum bei.
Das Klosterwesen im Abendlande.
Während das Mönchwesen (Mönch von griech. mönachos Einsiedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschau-
1) Der Titel Vicarius Petri wurde später mit Vicarius Christi und endlich mit Vicarius Dei vertauscht.
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64
Dritte Periode. Von 1056—1273.
Diesen politisch zerfahrenen Verhältnissen gegenüber überragte im 10. und 11. Jh. die islamische Kultur die christliche beträchtlich.1 Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten besonders die exakten. Wissenschaften. Der Perser Firdusi schrieb das ^Schah-Nameh; Avicenna lehrte in Isfahan Aristotelische Philosophie. In der Baukunst schlossen sich die Völker des Islam vornehmlich der byzantinischen Bauweise an, entwickelten aber selbständig gewisse Bauglieder und Dekorationsformen (Arabesken).2 Buchara, Samarkand, Balch waren Haupt-sitze einer reichentwickelten geistigen und materiellen Kultur, deren Höhe auch die gegen die „Christen geübte Duldung bezeugt.
b) Veranlassung. Als die rohen seldschukischen Horden sich Palästinas bemächtigten, wurden die dortigen Christen, die zur Kirche des Heiligen Grabes wandernden frommen Pilger wie die Kaufleute und Gewerbetreibenden, hart bedrängt. Klagen hierüber waren mehrfach im Abendlande laut geworden. Wichtiger war, daß Kaiser Alexios I. Komnenos, selbst von den Seldschuken bedroht und asiatischer Besitzungen beraubt, jich an Papst „Uxhaji.il.wandte und um den Beistand des Abendlandes bat. Dieser ging um so eher darauf ein, als damit die Möglichkeit gegeben schien die Pläne Gregors Vii. zu verwirklichen und die griechische Kirche dem Papsttum zu unterwerfen. Nachdem diese Angelegenheit schon auf der Synode zu Piacenza behandelt war, wurde im Nov. 1095 zu Clermont der Aufruf des Papstes mit allgemeiner Begeisterung („Deus lo volt!“) aufgenommen und ein Kreuzzug beschlossen.
2. Verlauf der Kreuzzüge, a) Der erste Kreuzzug 1096—99. Bevor die Rüstungen noch vollendet waren, brachen ungeregelte Scharen auf, von
1) Die Bedeutung der Araber für unsere Kultur geht u. a. auch aus der Menge von arabischen Lehnwörtern hervor, wie Atlas, Musselin, Kattun, Damast, Matratze, Alkoven, Karaffe, Talisman, Amulett usw ; dazu kommen zahlreiche Ausdrücke der exakten Wissenschaften. Die sog. arabischen Ziffern haben sie uns aus Indien gebracht.
2) Das berühmteste arabische Bauwerk auf spanischem Boden ist die Alhambra in Granada (13. Jh.).
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38
Das Mittelalter.
54.
s-o da dieser nur mit genauer Not entkommen konnte. Die Franzosen richteten den Adler auf der Kaiserpfalz nach Westen und plnderten Aachen. Otto aber sammelte schnell ein Heer, trieb sie nach Paris zurck und belagerte die Stadt. Zwar sah er sich durch Krankheiten, die in seinem Heere ausbrachen, bald zur Umkehr gentigt, aber Lothar ver-zichtete in einem Vertrage auf Lothringen.
b) Als Gemahl der griechischen Prinzessin Thephano machte Otto Anspruch auf Unteritalien (Apulien und Kalabrien), und als Schirmherr der Christenheit hielt er es fr seine Pflicht, dem Vor-dringen der Araber zu wehren, die sich von Sizilien aus schon der die unteritalischen Landschaften verbreiteten. Er unternahm einen Kriegs-zug nach Unteritalien gegen die verbndeten Griechen und Araber. Nach anfnglichen Erfolgen wurde sein Heer an der kalabrischen Kste durch einen berfall der Araber vernichtet. Er selbst entkam auf aben-teuerliche Weise: schwimmend erreichte er ein griechisches Schiff, von dem er unerkannt aufgenommen wurde, und schwimmend kam er wieder ans Land bei Rossano, wo Theophano zurckgeblieben wen:.*) Nach Rom zurckgekehrt, beschftigte er sich mit neuen Rstungen, starb aber am Fieber, nachdem er die Botschaft von verheerenden Einfllen der Wenden und der Dnen erhalten hatte.
2. Otto Hi., 9831002. Der dreijhrige Knabe kam unter die Vormundschaft seiner Mutter Theophano, die krftig und umsichtig von ihrem Quedlinburger Schlosse aus die Regierung fhrte. Die Angriffe der Wenden wurden zurckgewiesen und die Ruhe im Innern aufrechterhalten. Aber die Griechin fhlte sich niemals heimisch in dem rauhen Norden; durch sie lernte der Knabe seine schsische Heimat verachten. Nach ihrem Tode (991) bernahm Ottos Gromutter Adelheid die Regierung, während der kaiserliche Knabe durch gelehrte Geistliche eine wissenschaftliche Bildung erhielt, aber seiner nationalen Aufgabe entfremdet wurde.
Zu Ottos Lehrern gehrte der Franzose Gerbert, der bei den Arabern in Spanien studiert hatte. Er war einer der grten Gelehrten des Mittel-alters. Durch seine Kenntnisse und seine physikalischen Apparate kam er in den Ruf eines Schwarzknstlers. Er soll die arabischen" Ziffern**) in Mitteleuropa verbreitet und die erste Rberhr***) verfertigt haben.
999 wurde Gerbert, damals Erzbischof von Ravenna, durch die Vermittlung Ottos, der die Regierung selbst bernommen hatte, Papst (Silvester Il). Otto fate mit ihm den Plan, Rom wieder zur Hauptstadt der Welt zu machen. Auch blieb die religis erregte Stimmung vieler
*) Sie begrte ihren Gemahl mit den Worten: Wie haben Euch doch meine Landsleute erschreckt!"
**) Die Araber haben sie von den Indern erhalten. Vor ihrem Bekanntwerden gebrauchte man in Europa nur die beim Rechnen sehr unbequemen rmischen Ziffer::.
***) Frher kannte man nur Sand-, Wasser- und Sonnenuhren.
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